Dossier: Queer Afrika - auf dem steinigen Weg zur Gleichberechtigung
Foto: Schwules Museum*/Caroline Ausserer
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Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*- und Inter*-Menschen (LGBTI) geraten in einigen afrikanischen Ländern immer mehr unter Druck: Verschärfte Gesetzesentwürfe, Diskriminierung und Gewalt erschweren ihre Lebenssituation.

Auf der anderen Seite haben sich in den letzten Jahren immer mehr LGBTI-Aktivist_innen auf den Weg gemacht, ihre Rechte einzufordern und ihre Anliegen sichtbar zu machen. Im folgenden Dossier schildern vorwiegend afrikanische Aktivist_innen, Künstler_innen und Expert_innen wie steinig der Weg zur Gleichberechtigung noch ist.

Ein Dossier zum Thema zusammengestellt von Nicola Egelhof und Caroline Ausserer.

 

Filme, Bücher und Blogs

von Caroline Ausserer und Nicola Egelhof

Die Stimmen queerer Afrikaner/innen werden immer zahlreicher. In Blogs, Büchern, Filmen und Artikeln bereichern sie die Debatte über Homophobie und Gleichberechtigung auf dem Kontinent.
Blogs

  • Bei Spectra Speaks schreibt eine preisgekrönte nigerianische feministische Autorin, die sich für Menschenrechte einsetzt, über ihr Motto: Love is my Revolution.
  • The Queer African ist ein bunter Blog mit persönlichen Einträgen seit 2008 – Motto: Show your love and follow.
  • OurSpaceIsLove – Dieser Blog will eine Oase sein, ein Treffpunkt, an dem mensch den eigenen Durst an poetischen, revolutionären und fragenden Themen stillen kann. Mit Liebesliedern und Liebeslinks, sehr schön gestaltet.
  • Blog der Initiative for Equal Rights mit zahlreichen (auch persönlichen) Berichten über die Situation für LGBTI-Personen in diversen Ländern Afrikas.
  • Queer Africa dokumentiert das Leben von LGBTI-Afrikaner/innen auf dem afrikanischen Kontinent und im Ausland. Es möchte eine andere Narrative zeigen – abseits von Homophobie und Gewalt.
  • Die südafrikanische Künstlerin Zanele Muholi wühlt auf mit ihrer visuellen künstlerischen Art. Auf diesem Blog des Medienkollektiv Inkanyiso gibt sie und ihre Mitstreiter/innen tiefere Einsichten in Themen rund um queere Kunst und queeres Leben.

 

Artikel

  • Die Journalistin Rebecca Davis spricht in dem Artikel Africa’s new colonists: American evangelical Christians vom September 2013 in der südafrikanischen Tageszeitung Daily Maverick mit den Machern des Films „God Loves Uganda“.
  • Zethu Mathebeni von der University of Cape Town erinnert an die ermordeten Lesben und spricht sich in dem M&G-Artikel Rape? Looks more like genocide vom September 2013 für ein Südafrika aus, das alle Menschen als menschlich anerkennt und in ihrer Vielfalt respektiert.
  • Die LGBTI-Aktivistin Melanie Judge analysiert in ihrem Artikel Turning the gaze on gay rights vom Juli 2012 im Mail & Guardian, einer Online-Zeitung aus Südafrika, die Ursachen für Gewalt und Homophobie.
  • In dem Artikel Gay Rights, Homophobic Wrongs in der New York Times vom November 2011, schreibt Eusebius McKaiser über die Gewalt, die vor allem lesbischen Frauen in Südafrika angetan wird. Der politische Analyst von Wits University in Johannesburg plädiert dafür mit umfangreichen Strategien gegen diese Gewalt vorzugehen.

 

Bücher

Sonwabiso Ngcowa: „Nanas Liebe“ (Originaltitel: In Search of Happiness)
(Aus dem Englischen von Lutz van Dijk, 2014, Peter Hammer Verlag, zu Südafrika)

Inhalt: Sonwabiso Ngcowa beschreibt in „Nanas Liebe“ das Coming-out einer Jugendlichen im Township. Nana ist 15 Jahre alt als ihre Großmutter auf dem Land nicht mehr für sie sorgen kann und sie zu den fernen Eltern in ein Township bei Kapstadt schickt. Zwischen Nana und der jungen simbabwischen Nachbarin Agnes entwickelt sich eine Liebesbeziehung, worauf im Umfeld des Paares mit brutaler Gewalt reagiert wird. Ngcowa erzählt eine berührende Geschichte vom Ringen um ein eigenes selbstbestimmtes Leben vor dem Hintergrund offener Aggressivität.

Autor:  Sonwabiso Ngcowa, 1984 in Mpozisa, einem Dorf im Ostkap Südafrikas geboren, wuchs im Township Masiphumelele bei Kapstadt auf. Als einer der ersten schwarzen Jugendlichen aus dieser Armensiedlung schaffte er das Abitur und machte danach eine Lehre als Bankkaufmann. Seine Arbeit bei der Bank gab er 2011 auf, um Sozialwissenschaft zu studieren und sich seiner Leidenschaft – dem Schreiben – zu widmen. Er gehört zu den jungen Stars bei “FundZA” (Lies Südafrika!), wo auch sein erster Roman Conversations with Lungile erschien.

 

Tendai Huchu: „Der Friseur von Harare“
(Aus dem Englischen von Jutta Himmelreich, 2011, Peter Hammer Verlag, zu Simbabwe)

Inhalt: Vimbai führt einen gut laufenden Friseursalon in Harare. Doch als Dumisani, ein neuer charmanter Kollege, kommt, verliert Vimbai ihre besten Kundinnen an ihn. Ihr Leben gerät aus dem Gleichgewicht, als Dumi in einer Notlage ohne Bleibe ist und bei ihr einzieht.

Autor: Tendai Huchu, geboren 1982 in Bindura/Simbabwe, besuchte die Churchill High School in Harare, bevor er an der University of Zimbabwe Bergbautechnik studierte. Heute lebt er als Autor und Podologe in Edinburgh/Schottland.

 

Kevin Mwachiro: „Invisible – Stories from Kenya’s Queer Community“Foto: “Invisible. Stories from Kenya’s Queer Community”, Kenya 2014. All rights reserved.
(Englisch Original, 2014, Contact Zones, zu Kenia)

Inhalt: Kevin Mwachiro sammelt berührende, schmerzvolle und befreiende Geschichten aus der LGBTI-Community Kenias. Manche wollen anonym bleiben, andere zeigen sich kämpferisch mutig mit Namen. Allen noch so unterschiedlichen Texten ist gemein, dass sie mit ihrer Offenheit  beeindrucken und eine bunte Vielfalt der queeren Community im ostafrikanischen Land offenlegen.

Autor: Kevin Mwachiro, 1973 geboren, hat die meiste Zeit seines Lebens in Nairobi gelebt und gearbeitet. Nachdem er die Daystar University in Nairobi besuchte, setzte er sein Studium an der Bournemouth University im Vereinigten Königreich fort. Dort erhielt er seinen MA in Hörfunkproduktion. Er hat als Rundfunkjournalist und Radioproduzent in Kenia, Uganda und dem Vereinigten Königreich gearbeitet und als Korrespondent für den BBC World Service. Zurzeit arbeitet er als communication officer bei der internationalen Entwicklungsorganisation Hivos in Nairobi.

Damon Galgut: The Beautiful Screaming of Pigs
(Englisch Original, Atlantic Books 2006, Erstauflage von 1991)

Inhalt: Ein Jahr zuvor war Patrick Winter in Namibia um seine Zeit beim Militär zu absolvieren. Nun, während der Zeit der ersten freien Wahlen, kehrt er in das Land zurück, das er verteidigt hat. Es ist der Ort, an dem er sich das erste und einzige Mal verliebt hatte. Es ist eine Rückkehr zu seiner Vergangenheit. Hier muss er sich seiner schmerzvollen Erinnerung an Liebe, Krieg und Verlust stellen.

Autor: Damon Galgut ist 1963 in Pretoria geboren. Mit 17 hat er seinen ersten Roman, “A Sinless Season”, geschrieben, zahlreiche weitere folgten. Sein Buch „The Good Doctor“ wurde für den Man Booker Preis, den Commonwealth Preis für Schriftsteller, sowie den Dublin/IMPAC Preis nominiert. Der Autor lebt in Kapstadt.

Tatamkhulu Afrika: Bitter Eden
(Englisch Original, Picador Neuauflage 2014, Erstdruck 2002)

Inhalt: Bitter Eden basiert auf der Erfahrung des Autors als Kriegsgefangener in Italien und Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. Es beschreibt die Schwierigkeiten des Zusammenlebens in den Kriegsgefangenenlagern, über Gefühle und Intimität zwischen drei Männern. Es geht um komplexe Rituale des Lagerlebens, aber auch um merkwürdige Loyalitäten und tiefe Verbindungen zwischen den Männern.

Autor: Tatamkhulu Afrika ist 1920 in Ägypten geboren und kam als dreijähriges Waisenkind zu Pflegeeltern nach Südafrika. Er kämpfte im Zweiten Weltkrieg in Nordafrika und verbrachte drei Jahre lang in Kriegsgefangenenlagern in Deutschland und Italien. Mit 17 publizierte er seinen ersten Roman „Broken Earth“. In den darauffolgenden 50 Jahren schrieb dann er keinen Roman mehr. Als er „Bitter Eden“ veröffentlichte, war er bereits 80 Jahre alt. Tatamkhulu Afrika starb 2002.

Wame Molefhe: Go Tell the Sun
(Englisch Original, Modjaji Books, Südafrika 2011)

Inhalt: Go Tell the Sun ist eine Sammlung von zehn Kurzgeschichten, einige davon – wie beispielsweise Setunhya likes Girls Better – sind in Literaturzeitschriften erschienen. Die Autorin rückt darin eine weibliche Perspektive in den Mittelpunkt, thematisiert gesellschaftliche Sitten und deren Umgang mit sexuellem Missbrauch, Homophobie und AIDS.

Autorin: Wame Molefhe ist in Botswana geboren, 2005 begann sie Kurzgeschichten zu schreiben. Seit 2008 arbeitet sie Vollzeit als Schriftstellerin. Molefhe schreibt für zahlreiche Medien, ebenso wie für das Fernsehen. Im Jahr 2009 erschien Just Once, eine Sammlung mit Kurzgeschichten für Kinder. Go Tell the Sun ist ihre zweite Sammlung von Kurzgeschichten.

Nkuzi Zandile Nkabinde: Black Bull, Ancestors and Me – My Life as a Lesbian Sangoma
(Englisch Original, Fanele Verlag, Südafrika 2008)

Inhalt: Als lesbische „Sangoma“, als Schamanin, die zwischen den Welten vermittelt und ihre Kräfte von ihren Vorfahren erhält, ist es Nkuzi möglich verschiedene Dimensionen ihrer sexuellen Identität zu erfahren. Sie kann dadurch den strengen Vorschriften ihrer Kultur der Zulu für die Geschlechter entgehen. So ist es ihr erlaubt „wie eine Frau zu tanzen“ und zugleich „wie ein Mann Tiere zu schlachten“.

Autorin: Nkunzi Zandile Nkabinde wurde 1975 in Südafrika als drittes von sechs Kindern geboren. Als sie  Journalismus studierte, erfuhr sie ihre Berufung zur Schamanin bzw. traditionellen Heilerin. Seit ihrer Ausbildung arbeitet sie als Sagoma und als Fremdenführerin in Soweto; dies ist ihr erstes Buch.

Ruth Morgan, Charl Marais und Joy Rosemary Wellbeloved (Hg.): Transgender Life Stories from South Africa
(Englisch Original, Fanele Verlag, Druck von Jacana Media, unterstützt von GALA, Gender DynamiX, finanziert von The Atlantic Philantropies, Südafrika 2009)

Inhalt: Mit mehr als 20 Stimmen aus der Trans* Community in Südafrika bietet dieses Buch einen breiten Überblick über das Leben und die Erfahrungen von Trans* Menschen im südlichen Afrika. Viele der Geschichten handeln von der gesellschaftlichen Isolation, aus der Trans* Personen ausbrechen wollen oder behandeln Themen, die in den Medien ignoriert oder sensationalistisch aufbereitet werden. Den Herausgeber/innen geht es darum, gegen Stereotype anzukämpfen, Diskriminierung zu vermindern und eine ehrliche Darstellung von Transgender als positive Vorbilder zu zeichnen.

Herausgeber/innen:

Ruth Morgan arbeitet als freie Wissenschaftlerin und Autorin. Von 2002 bis 2008 war sie Direktorin von Gay and Lesbian Memory in Action (GALA). Ihr Schwerpunkt als linguistische Antropologin sind Themen zu LGBTI-Personen und gehörlosen Menschen.

Charl Marais arbeitet bei Gender DynamiX, er ist ein Transmann und Journalist.

Joy Wellbeloved, auch „The Cat Lady“ genannt, hat sich aus der IT-Branche zurückgezogen. Sie ist eine Transfrau, die mit Leidenschaft fotografiert.

Queer Africa (new and collected fiction)
(Englisch Original, Modjaji Books, Südafrika 2013)

Inhalt: Diese Sammlung von vielfältigen Kurzgeschichten über die vielen unterschiedlichen Arten sich zu verlieben und queer zu leben, hat 2014 den Lambda Literaturpreis erhalten. Es sind angstlose Geschichten voller Intimität, Schweiß, Betrug und Vertrauen, die Einblicke in queere Leben bieten. Es gibt Kurzgeschichten verfasst von bekannten Autor/innen, wie K. Sello Duiker, Monica Arac de Nyeko, Beatrice Lamwaka und Richard de Nooy, sowie von neuen Stimmen. Wie Pumla Gqola in der Einleitung schreibt: „It is a beautiful and necessary project that presents a shared vision across the pages of the book (…). A shared vision is not premised on agreement or similarity, as these stories show; the editors of the collection gesture towards a political, aesthetic and imaginative community that is not premised on sameness.“

„Es ist ein schönes und notwendiges Projekt, das auf allen Seiten eine Vision teilt. (…) Eine gemeinsame Vision bedeutet nicht notwendigerweise, dass sie auf Konsens oder Ähnlichkeit beruht, wie diese Geschichten zeigen; die Herausgeberinnen dieser Sammlung weisen auf eine politische, ästhetische und imaginative Gemeinschaft hin, die nicht auf Gleichheit basiert.“
(Quelle: Modjaji Books, Übersetzung: Caroline Ausserer)

Herausgeberinnen:

Karen Martin ist Autorin, Künstlerin und Herausgeberin aus Südafrika, hat 2010 ihre ersten Texte veröffentlicht.

Makhosazana Xaba war Stipendiatin beim Wits Institute for Social and Economic Research und ist Autorin von diversen Gedichtsammlungen.

Sylvia Tamale: African Sexualities – A Reader
(Englisch Original, Fahamu/Pambazuka, Kapstadt, Dakar, Nairobi und Oxford, 2011)

Inhalt: Die Autor/innen dieses Bandes über afrikanische Sexualitäten zeigen mit Essays, Fallstudien, Liedern, Gedichten, Briefen, Interviews oder Kurzfilmskripts die Breite des Themenspektrums auf. Der Körper wird als Ort für politische, kulturelle und soziale Dispute gesehen und  Überschneidungen zwischen Sexualität, Geschlecht, Macht, Männlichkeiten und Weiblichkeiten werden zur Sprache gebracht. Mit einem feministischen Blick wird Sexualität innerhalb von Unterdrückungsstrukturen (patriarchalischen, kapitalistischen, neo-kolonialen usw.) untersucht, aber auch Möglichkeiten zur Emanzipation aufgeworfen.

Herausgeberin: Sylvia Tamale war von 2004 – 2008 Dekanin der Rechtsfakultät an der Universität Makerere in Uganda; sie war die erste Frau in dieser Position. Sie war u.a. Gastprofessorin am Gender Institut der Universität Kapstadt/Südafrika und ist als leidenschaftliche Menschenrechtsaktivistin weit über die Grenzen Ugandas bekannt.

Sokari Ekine und Hakima Abbas: Queer African Reader
(Englisch Original, Fahamu Books & Pambazuka Press, 2013)

Inhalt: In 42 Aufsätzen, Analysen und künstlerischen Arbeiten setzen sich Autor/innen aus verschiedenen Ländern Afrikas mit Themen rund um dem Kampf um Rechte für LGBTI-Menschen auseinander. Die Beiträge berichten von Homo- und Transphobie, von Gewalt genauso wie von der Suche nach Identität, Strategien im Aktivismus und internationaler Solidarität und zeigen so die Bandbreite der Themen auf.

Herausgeberinnen:

Sokari Ekine, Menschenrechtsaktivistin und in der Erwachsenenbildung tätig, schreibt regelmäßig für Pambazuka News, einer Webseite mit pan-afrikanischen News. Außerdem ist sie Autorin vom Blog Black Looks.

Hakima Abbas arbeitet als politische Analystin beim African Union Monitor und ist Direktorin von Fahamu, einer pan-afrikanischen NGO, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
Marc Epprecht: Sexual and Social Justice in Africa. Rethinking Homophobia and Foreign Resistance
(Englisch Original, Zed Books, London 2013)

Inhalt: Marc Epprecht, kanadischer Professor für globale Entwicklungsstudien, hat ein hoch aktuelles Buch zum Thema Homosexualität und Homophobie in Afrika vorgelegt. Wie Klaus Jetz vom LSVD in seiner Rezension schreibt, will der Autor den negativen Schlagzeilen zu diesem Thema etwas Positives entgegensetzen: Epprecht kritisiert die oftmals destruktive Rolle westlicher Aktivist/innen und Menschenrechtsverteidiger, da sie gerne Stereotype und Vorurteile vom homophoben, dunklen, chaotischen Kontinent Afrika zementierten und multiplizierten, anstatt auch weltwirtschaftliche Strukturen und sozioökonomische Ungerechtigkeiten zu kritisieren, die schließlich ein idealer Nährboden für Homophobie seien. Der Autor ruft nach Besonnenheit in der Lobbyarbeit gegenüber Afrika, fragt nach einem verantwortungsvollen und fairen Umgang mit Kontinent. Das westliche Modell könne und dürfe Afrika nicht einfach übergestülpt werden. Epprechts trotz allem optimistisches Buch beschreibt die Gründe für den Vormarsch der Homosexuellenfeindlichkeit in Afrika, liefert wertvolle Argumente für alle, die sich dagegen engagieren, zeigt Strategien für mehr sexuelle Vielfalt auf und fragt nach der negativen und positiven Rolle des Westens beim Umgang mit dem Thema sexuelle Identität und Menschenrechte in vielen Ländern Afrikas.

Autor: Marc Epprecht ist Professor an der Queen’s Universität in Kanada. Er ist auf Sozialgeschichte des südlichen Afrikas spezialisiert, v.a. auf kulturelle Konstruktion von nicht-normativen Gruppierungen wie LGBTI u.a.. Er unterrichtete auch in Simbabwe und erhielt kürzlich den Desmond Tutu Preis für außergewöhnliche Beiträge zum Studium von Sexualität in Afrika.

 

Filme

Kampagnenfilme

We are Queer Africa
(By None on Record, Nigeria, 1:05 min)

Dieser kurze Kampagnenfilm zeigt Bilder von Lesben, Schwulen, Trans* und anderen queeren Menschen in Afrika, die unterschiedliche Rollen einnehmen, wie Geschwister, Eltern, Kinder, Aktivist/innen, Künstler/innen, Liebende usw. und weist damit auf die Vielfalt eines queeren Afrikas hin.

 

Free and Equal
(Initiative of the United Nations Human Rights Office, with Yvonne Chaka-Chaka, 2014, 1:25 min)

In diesem kurzen Kampagnenfilm vom Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen macht Sängerin Yvonne Chaka-Chaka deutlich, wie wichtig eine Entkriminalisierung von Homosexualität  und Bewusstseinsarbeit zum Thema sind.

 

Dokumentationen

Fitrah. Negotiating Islam, Sexual Orientation and Gender Identity
(OmU, 2013, Regie: Muhsin Hendricks, 48 min, Südafrika)

 

Fitrah – Official Trailer 2013 (Englisch)

In seiner 2013 erschienenen Dokumentation reflektiert Imam Mushin Hendricks aus Südafrika den Umgang mit Homosexualität und Geschlechtsidentität in muslimischen Ländern. Vor der Kamera schildern schwule, lesbische und transgender Muslime ihre persönlichen Erfahrungen mit Ausgrenzung und Gewalt, die im Namen des Islam begangen wurden. Der Film zeigt auch, dass die Portraitierten nicht länger bereit sind, ihre Entrechtung und Diskriminierung widerstandslos hinzunehmen.

Muhsin Hendricks wuchs in Kapstadt auf und ist weltweit der erste offen schwule Imam. Heute leitet der die NGO „The Inner Circle“, die homosexuelle Muslim/innen unterstützt, ihren Glauben mit ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität in Einklang zu bringen.

 

From the same Soil
(Englisch Orig., Regisseur Nicky Newman, 2014, 28.47 min, Südafrika)
Der neueste STEPS Film „From the same soil“ erzählt von Flavina aus Burundi, Junior aus dem Kongo und Danny aus Ruanda und ihrem Kampf gegen Diskriminierung als Homosexuelle und Transgender. Sie leben nun als Flüchtlinge in Südafrika, wo die fortschrittliche und liberale Verfassung vor Diskriminierung schützt. Dennoch kommt es auch dort immer wieder zu Gewalt und Morden; insbesondere die corrective rapes, bestrafende Vergewaltigungen an Lesben haben traurige Bekanntheit erlangt. Insgesamt sind in 36 afrikanischen Ländern homosexuelle Akte illegal. Zwischen 2008 und 2013 wurden weltweit 1374 Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle (LGBTI) aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität ermordet.

Veil of Silence
(OmU, Regie: Habeeb Lamal, 2014, Nigeria)

Anfang 2014 wurde in Nigeria ein „Anti-Homosexuellen-Gesetz“ vom Präsident unterzeichnet, welches homosexuelle Handlungen und Partnerschaften kriminalisiert und mit langjährigen Haftstrafen belegt. Regisseur Habeeb Lawal drehte diesen kraftvollen Dokumentarfilm im Vorfeld der Unterzeichnung des Gesetzes mit Unterstützung der nigerianischen Organisation TIERs – The Initiative for Equal Rights

 

Call me Kuchu
(Engl. Orig., Regie: Katherine Fairfax Wright & Malika Zouhali-Worrall, 2012,  Uganda, 90 min)

Diese vielfach prämierte Dokumentation, die erstmals bei der Berlinale 2012 gezeigt wurde und den Teddy gewann, zeigt die Motivation, die Schwierigkeiten und die Träume vom ersten offen schwulen Menschenrechtsaktivisten David Kato und seiner Community in Uganda. Der Film begleitet die Reaktionen auf die Anti-Homosexuality-Bill von 2009 und die Hetze auf Homosexuelle wie David, der schließlich auch Opfer eines homophoben Verbrechens wird.

 

Born This Way
(Engl UT, Franz. Orig., Regie: Shaun Kadlec und Deb Tullman, 2014, Kamerun)

Kamerun hat die höchste Rate an Verhaftungen aufgrund von Homosexualität in der Welt. Diese Doku zeigt das Leben von fünf jungen schwulen Kameruner und zeichnet ein poetisches Porträt eines schwierigen Alltags im modernen Afrika, in dem auch die Menschenrechtsaktivistin Alice Nkom zu Wort kommt.

 

God loves Uganda
(Engl. Orig., Regie: Roger Ross Williams, 2013, Uganda)

Der Dokumentarfilm begleitet amerikanische und ugandische religiöse Führer und Missionare, die sich für den Kampf gegen „sexuelle Unmoralität“ einsetzen und zeigt deren Einfluss auf das Gesetz gegen Homosexualität in Uganda auf. Der neue Film des Oscar-Preisträgers Williams erhielt zahlreiche Preise.

 

Two Men and a Wedding – The story of Steve and Tiwonge
(Engl. Orig., Regie: Sandra Blecher, 2012, Malawi, 52 min)

Steven Monjeza und Tiwonge Chimbalanga sahen sich auch in Malawi mit homophoben Haltungen konfrontiert, als sie sich Ende 2009 in einer demonstrativen Zeremonie in Malawi öffentlich verlobten. Ein kleiner Akt der Liebe in einem Vorort von Blantyre, der zu einer großen Krise für die Menschenrechte in Malawi wurde. Denn auch dort gelten noch die alten Gesetze aus der britischen Kolonialzeit, wonach Richter für homosexuelle Akte bis zu 14 Jahren Haft verhängen dürfen. Die verlobten Männer landen, wie die südafrikanische Regisseurin Sara Blecher zeigt, vor einem solchen Gericht. Ihr Film ist ein eindringliches Plädoyer gegen Homophobie und für die Menschenrechte.

 

Spielfilme

Stories of Our Lives
(Engl. Orig., Regie: Jim Chuchu, NEST Collective, 2014, Kenia)

 

Basierend of wahren Geschichten, zeichnet dieser kürzlich beim Toronto Film Festival erstmals gezeigte und hochgelobte Film, der mittlerweile in Kenia verboten wurde, das Leben von fünf Mitgliedern der LGBTI-Community in Kenia.

 

Skoonheid/Beauty
(OF m dt UT, Regie: Oliver Hermanus, Südafrika 2011, 98 min)

Francois führt als Geschäftsmann, Familienvater und Gatte ein scheinbar wohlgeordnetes Leben in einem von Buren bewohnten Bungalow-Viertel der südafrikanischen Stadt Bloemfontein. Doch er hat ein Geheimnis: er ist homosexuell und fährt gelegentlich aufs Land zu geheimen Treffen mit anderen Männern. Die Begegnung mit dem 23-jährigen Christian, seinem zukünftigen Schwiegersohn, erschüttert seinen kontrollierten Alltag.
Beim Festival in Cannes den „Queer Palm Award“ und von Südafrika auch für die Verleihung des Auslands-Oscars nominiert – als bester Spielfilm des Jahres 2011.

 

Videos

Gender Forum Kenia – Perspectives of Gender Equality
Oktober 2014, auf Englisch, 11.10 min
Diskussion zum Thema Diversität, organisiert vom Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Nairobi (Veranstaltungsbericht)
Desmond Tutu über LGBT rights
3.55 min, IGLHRC, auf Englisch

Südafrikas Erzbischof Makgoba äußert sich zum Thema
02.10.2014, HRW, 3 min, auf Englisch

LGBTI-Aktivist Eric Gitari aus Kenia u.a. im Interview
22.10.2014, HRW, 3.27 min, auf Englisch
Über die Schwierigkeiten in einer Organisation zu arbeiten, die nicht registriert ist.

 

Verfasst von Caroline Ausserer in Zusammenarbeit mit Nicola Egelhof.

LINK zum Artikel, erschienen auf der Heinrich Böll Webseite im Februar 2015.